Das ist so eine Sache mit den Haaren. Ich, die eigentlich sagen soll, wo es lang geht, will Rosa. Jarah will kupferbraun. Was ihr zugegebenermaßen ausgezeichnet steht. Während Jarah sich durchsetzt, wartet ihre gleichaltrige Schwester Allegra in aller Ruhe ab. Die rosa Wolle liegt am Arbeitstisch im Studio. Die Chance, selber in den Genuss dieser Haare zu kommen, ist groß.

 

Allegra schaut aus grünen, vorwitzigen Augen in die Welt. Wer glaubt, sie sei angepasst, täuscht sich. Massiv. Sie ist zurückhaltender als ihre temperamentvolle Schwester. Aber genau so zielstrebig. Allegra’s Haare werden nicht gehäkelt sondern direkt am Kopf angestickt. Ein weiterer Weg des Haaremachens, den ich meinen Puppenmacherinnen in den Workshops zeigen möchte. Ein guter Weg, um Wollreste zu verarbeiten. Ihr wisst schon, Upcycling. Während Jarah ihr Kleid angepasst bekommt, lässt mich Allegra wissen, dass wir eine Lade mit Frühlingsmusterstoffen aus Maria’s Fundus haben. Und tatsächlich, ich finde einen Leinenstoff, der zu ihr und ihren rosa Zöpfchen passt. Er schaut nach Vorhangstoff aus. Das Unterkleid, der Spitzenstoff überm Rock sind ebenfalls Vorhangstoffe, die das Kleid sehr frühlingshaft machen. 

 

Zwei vollkommen verschiedene Schwestern sind entstanden. Es hat mit den Kursen zu tun, dass ich dieses Mal zwei Wesen zur gleichen Zeit ins Leben bringe. Und ich weiß ganz sicher, dass die Wesen meiner Schülerinnen aus dem Kurs zwar einen ähnlichen Grundschnitt und trotzdem ihr Eigenleben entwickelt haben. Bin sehr gespannt, was ich zu sehen bekomme.