“Wäh, das schaut ja aus wie Kacke” murrt Samara, die schon in der Garderobe auf uns wartet. “Und es stinkt wie Schinken”, erkärt sie uns. Ich rieche am Pappmaché. Stimmt. Der Gatsch im Kübel riecht nach Papier, Druckerei, Leim und Kleister. Schinken ist wahrscheinlich Erfahrungssache. Fünf Kinder, die auf ihrem Arbeitsplan weit genug fortgeschritten gearbeitet haben, unterstützen uns heute. Und Viktoria, eine der treuen Mamas, die fast immer kommt, wenn wir arbeiten.


Wir besprechen den Sinn und Unsinn von übertriebenen Augen oder Nasen im Puppentheater. Die Kinder sind heute mit Begeisterung dabei. Entwürfe werden rasch gezeichnet. Und dann geht es auch schon los. Zeitungspapierkugeln auf Klopapierrollen kleben. Den ersten Auftrag der ersten Schicht Pappmaché anbringen, nicht zu dick aber auch nicht so dünn, dass Papier durchscheint. Unerschrocken wie immer gehen die kleinen Meister ans Werk. Irgendwann hören sie auch auf, sich jedes geformte Detail bestätigen zu lassen. Sie kommen in diesen Fluss der Kreativität, der sie packt und eineinhalb Stunden nicht mehr los lässt. Benjamin hat sich die schwierigste Aufgabe mit dem Storchenschnabel ausgesucht. Der Forscher und Tüftler hat alle Hände damit zu tun, dass der Schnabel nicht herunter bricht. Alexander hilft ihm. Der Koch mit den Ohrringen und den Riesenohren entsteht, außerdem zwei Fledermäuse, eine wirklich ernst zu nehmende grantige Hexe und die Bibliothekarin Beate. Hach, ich freue mich schon auf ihr Gesicht, wenn sie sich in einer Handpuppe wieder erkennt.


Bereits nach zwei Stunden sind die konzentriert arbeitenden Kinder und Erwachsenen fertig. Wir formen Ringe an die Halsenden, um später den Stoff gut anbringen zu können, verstreichen noch hier und da unregelmäßige oder zu wenig fest angedrückte Gesichtsbestandteile. Dann wandern die Köpfe ans Klassenzimmerfenster, um dort über die Osterferien zu trocknen. Wir werden vermutlich noch einen Durchgang benötigen, um Kleinigkeiten auszubessern. Dann folgt bereits die Bemalung und der Körper und die Puppen sind bespielbar.



Das timing ist perfekt. Der Hausbesitzer meldet sich und ermöglicht es uns, die Schlüssel für den Raum in der Innenstadt zu holen. Zweieinhalb Monate nutzen wir ein leer stehender Geschäft am Herzog-Bernhard-Platz für das Rabenprojekt mit den Schulkindern. Danach kann es wieder von anderen Interessierten genutzt werden. Der Besitzer ist total freundlich und unkompliziert und mehr als entgegen kommend. Wir wünschen ihm, dass sich seine schöne Stadtfläche herum spricht und bald wieder vermietet sein wird.


Sowohl die Kinder als auch wir erwachsenen Begleiter verabschieden uns in die Osterferien. Wer unseren kreativen Prozess nach den Ferien mitverfolgen will, kann sich gerne auf meiner Seite als Künstlerin registrieren und regelmäßig mitlesen. Sie finden uns auch auf facebook und Instagram, einfach die entsprechenden Buttons anklicken. Falls Sie unseren monatlichen Newsletter erhalten wollen bitte hier registrieren.